Die US-Bundesregierung wird ein fünfjähriges Pilotprogramm starten, in dessen Rahmen teure GLP-1-Medikamente von Medicare und Medicaid übernommen werden. Insgesamt stellt dieser Schritt eine wichtige Entwicklung in den politischen Reformen des Landes zur Behandlung von Fettleibigkeit dar.
Medicare &, Medicaid übernehmen GLP-1s
Ab April 2026 können sich staatliche Medicaid-Programme für die Übernahme von Medikamenten wie Wegovy, Ozempic, Zepbound und Mounjaro entscheiden. In der Zwischenzeit können Medicare Part D-Pläne ab Januar 2027 an dem Pilotprojekt teilnehmen. Entsprechend werden die Centers for Medicare and Medicaid Services (CMS) die Einführung überwachen.
Derzeit deckt Medicare diese Medikamente nur bei Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab – nicht bei Adipositas allein. Darüber hinaus bieten nur 13 Staaten Medicaid Deckung für die Behandlung von Fettleibigkeit mit GLP-1. Mit der Zeit würde dieses Programm den Zugang landesweit ausweiten.
Kosten sind weiterhin ein Problem
Insgesamt kosten GLP-1-Medikamente je nach Marke und Dosierung zwischen $5.000 und $7.000 pro Jahr. Daher könnte allein die Medicare-Versorgung zwischen 2026 und 2034 35 Milliarden Dollar kosten, so die von Reuters zitierten Schätzungen.
„Insgesamt ist das erschreckend“, sagte David Rind, Chefarzt des Institute for Clinical and Economic Review, gegenüber der Washington Post. „Ich weiß einfach nicht, wie unsere Nation das bezahlen soll.“
Infolgedessen haben sich private Versicherer in letzter Zeit wegen der hohen Kosten aus der Deckung zurückgezogen. Infolgedessen haben Medicaid- und Medicare-Patienten im Vergleich zu Patienten mit arbeitgeberfinanzierten Plänen nur begrenzten Zugang.
Medicare & Medicaid Programmstruktur
Insbesondere wird das Pilotprojekt neben der medikamentösen Behandlung auch Beratung und klinische Überwachung umfassen. Laut CMS zielt dieses Modell darauf ab, Fettleibigkeit ganzheitlich zu behandeln – und nicht nur zu medikamentieren.
Vor allem ist das Programm freiwillig, d.h. die Staaten und die Medicare Part D-Versicherer können sich für eine Teilnahme entscheiden. Auch wenn diese Flexibilität die frühe Akzeptanz einschränken kann, reduziert sie doch die Ausgaben des Bundes.
Gerechtigkeit und Gesundheitsergebnisse
Diese Medicare- und Medicaid-Abdeckung von GLP-1 könnte den Zugang für Randgruppen verbessern. Insbesondere öffentlich versicherte Patienten, vor allem Schwarze und Latino-Gemeinschaften, hatten bisher einen deutlich schlechteren Zugang zu GLP-1s.
Insgesamt haben diese Medikamente gute Ergebnisse gezeigt. Laut klinischen Studien von Novo Nordisk und Eli Lilly können Patienten bei regelmäßiger Einnahme sogar bis zu 20% ihres Körpergewichts verlieren.
„Wir sind der Meinung, dass eine umfassende Abdeckung durch staatliche und kommerzielle Versicherungspläne für eine erschwingliche Gesundheitsversorgung und Behandlungsmöglichkeiten von entscheidender Bedeutung ist“, sagte ein Sprecher von Novo Nordisk.
Politische Kehrtwende
Anfang dieses Jahres hat die Trump-Administration einen Vorschlag aus der Ära Biden zurückgezogen, der die Medicare-Abdeckung für GLP-1 erweitert hätte. Das neue Pilotprojekt stellt also eine deutliche Kehrtwende dar. Außerdem signalisiert es, dass Fettleibigkeit zunehmend als chronische Krankheit und nicht nur als Lebensstilproblem anerkannt wird.
In der Zwischenzeit hat die Verwaltung noch nicht gesagt, ob dem Pilotprojekt eine flächendeckende Versorgung folgen wird. Dennoch sehen die Beteiligten dies als einen wichtigen Schritt an.
Reaktionen auf die Medicare- und Medicaid-Versorgung
Im Allgemeinen haben die Pharmaunternehmen die Ankündigung begrüßt. Die Aktien von Eli Lilly und Novo Nordisk stiegen nach der Nachricht um 3% bzw. 2%.
Ein breiterer Zugang über Medicare und Medicaid könnte das Verschreibungsvolumen landesweit erhöhen.
Was kommt als Nächstes?
In Kürze wird das CMS Innovation Center damit beginnen, Anträge von staatlichen Medicaid-Programmen im nächsten Jahr anzunehmen. Die Medicare-Pläne werden sechs Monate später folgen.
Letztlich könnte dieses Pilotprojekt die Adipositasversorgung für über 150 Millionen öffentlich versicherte Amerikaner neu gestalten.
Foto von David Trinks auf Unsplash